Im großen Musiksaal war es plötzlich ganz andächtig, als Luis Rossenbach (6a) das Buch zuklappte und schließlich seinen Vortrag beendete. Einigen Zuhörer*innen standen sogar ein paar Tränen in den Augen und selbst die Juror*innen atmeten tief durch. Leise und bedächtig, aber mit viel Gefühl, hatte Luis zuvor die erste Strophe des allseits bekannten Weihnachtsliedes „Stille Nacht, Heilige Nacht“ angestimmt, die Teil des von ihm ausgewählten Leseauszugs war, einem Text über deutsche und britische Soldaten im Ersten Weltkrieg, die den Heiligabend im Schützengraben verbrachten.
Luis hatte folglich keineswegs vergessen, dass der Frühling naht und Weihnachten längst vorbei ist, denn er befand sich an diesem Dienstagnachmittag, den 28.02.23 beim Kreisentscheid des Vorlesewettbewerbes, der jährlich vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels veranstaltet und dieses Jahr erstmalig am Gymnasium in Lohmar ausgetragen wurde.
Die dreiköpfige Jury jedenfalls war sowohl von der von Luis daheim vorbereiteten Textstelle als auch von seiner Lesekompetenz des Fremdtextes begeistert und kürte ihn unter den neun Leserinnen und Lesern der Jahrgangsstufe 6 zum Sieger! Vertreten waren verschiedene Schulen des rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreises (u. a. das Gymnasium Lohmar, das Theresien-Gymnasium Ruppichteroth, die Gesamtschulen Much und Neunkirchen).
Unser Kreissieger Luis Rossenbach beantwortete in einem kleinen Interview, das Herr Steinmann nach dem errungenen Sieg mit ihm führte, unter anderem die Fragen, aus welchem Buch er gelesen und warum er dieses gewählt hatte und wie der Nachmittag des Kreisentscheides für ihn gewesen war.
Herr Steinmann: Ganz herzliche Glückwünsche zu deinem tollen Sieg! Du hast wirklich toll gelesen und bist nun nicht nur Schulsieger des Vorlesewettbewerbs, sondern hast sogar den Kreisentscheid gewonnen.
Luis: Vielen Dank!
Herr Steinmann: Erzähl doch mal, Luis: Wie war der Vorlesewettbewerb für dich? Vor allem der jetzige Kreisentscheid...
Luis: Also, vor allem war es sehr aufregend, insbesondere als ich in Lohmar ankam und es noch nicht direkt losging. Aber dann hat sich die Lage entspannt und ich habe einfach gelesen.
Herr Steinmann: Und magst du für unsere Leserinnen und Leser einmal sagen, aus welchem Buch du gelesen hast und vor allem, warum du dieses ausgewählt hast, denn das Buch ist ja doch ein wenig außergewöhnlich!?
Luis: Ich habe aus dem Buch „Weltgeschichte(n) - Weg in die Dunkelheit. Der Erste Weltkrieg“ von Dominic Sandbrook gelesen. Das ist ein Buch über den Ersten Weltkrieg mit Einzelschicksalen. Ich habe mir eine Textstelle ausgesucht, in der beschrieben wird, wie ein britischer Soldat mit den deutschen Soldaten Weihnachten feiert.
Herr Steinmann: Und warum hast du genau dieses Buch gewählt?
Luis: Ich interessiere mich sehr für Geschichte und, ja, diese Stelle ist sehr ergreifend. Die Story ist ja auch leider nicht sehr weit entfernt von den Ereignissen, die wir momentan in der Ukraine erleben.
Herr Steinmann: Das hat man auch gemerkt, dass dem Publikum die Story sehr naheging, vor allem, weil du sie sehr emotionsvoll gelesen hast. Was ging dir denn durch den Kopf, als die Jury dich mit noch zwei weiteren Teilnehmenden in die zweite Runde geschickt hat und du nun einen dir unbekannten Text lesen solltest?
Luis: Puh, ich war einerseits schon erleichtert, weil ich das tatsächlich nicht gedacht hätte. Ich habe mich ja auch ein oder zweimal verlesen. Aber letztlich war ich einfach sehr froh darüber.
Herr Steinmann: Hast du denn ein paar Tipps für die jetzigen Fünftklässler, die nächstes Jahr am Vorlesewettbewerb teilnehmen?
Luis: Ich habe meiner Mutter abends immer wieder diese Stelle vorgelesen, um sie zu üben. Und vor allen Dingen sollte man laut und deutlich sprechen. Auch hat mich meine Mama ab und an verbessert und mir gesagt, dass ich in manche Textstellen mehr Emotionen hinstecken soll. Also habe ich versucht, mich wirklich so in den Text hineinzuversetzen, dass ich die Story mitfühle.
Herr Steinmann: Was hat dir am Vorlesewettbewerb am meisten gefallen?
Luis: Eigentlich war alles schön. Die Mitstreiter waren sehr nett, die Jury auch. Also ich fand alles toll.
Daniel Steinmann