200 Schülerinnen und Schüler beim Besuch des Historikers Sven Felix Kellerhoff

Am Freitag, den 06. September 2024 besuchte der renommierte Historiker und Publizist Sven Felix Kellerhoff (leitender Redakteur der WELTGeschichte) bereits zum wiederholten Mal auf Einladung der Fachschaft Geschichte das Antoniuskolleg. In der gut gefüllten Kapelle erwarteten ihn die Schülerinnen und Schüler der Geschichts- und Pädagogikkurse der Oberstufe mit Spannung.

Anlässlich des 80. Jahrestags des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 reist Kellerhoff – vermittelt von der Konrad-Adenauer-Stiftung – während seines Urlaubs durchs Land, um unter anderem an Schulen mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. Wie er betonte, gehe es ihm dabei darum, geschichtliche Themen erst aus verschiedenen Perspektiven und mit kontroversen Quellen zu beleuchten, damit sich dann jeder selbst „ein Bild machen“ könne. Besonders angenehm und positiv fiel auf, dass Kellerhoff niemandem seine Meinung aufzwingen wollte. Ohne moralischen Zeigefinger gelang es ihm, die Jugendlichen immer wieder selbst zum kritischen Mitdenken anzuregen.

Es gelang ihm während der gut 90-minütigen Veranstaltung durch einen klar strukturierten PowerPoint-Vortrag sowie eine verständliche und altersangemessene Sprache, die Jugendlichen für das Thema zu interessieren. So arbeitete er heraus, welche Formen des Widerstands es gegen den Nationalsozialismus gab und welche Widerstandsgruppen heute besonders im kollektiven Gedächtnis verankert sind. Für die Schülerinnen und Schüler besonders relevant war beispielsweise die Tatsache, dass nicht nur die Geschwister Scholl (Weiße Rose), sondern auch die Edelweißpiraten aus dem Kölner Raum als Jugendliche ihr Leben riskierten, um das totalitäre, menschenverachtende Regime des NS zu stürzen. Immer wieder wurden die Anwesenden mit einbezogen, wobei das Mikro den ein oder anderen etwas einschüchterte. Diskutiert wurde z. B. die Aussage des Widerstandskämpfers Henning von Tresckow, inwieweit der „sittliche Wert eines Menschen [erst dort beginnt], wo er bereit ist, für seine Überzeugung sein Leben hinzugeben.“ Sven Felix Kellerhoff machte deutlich, dass man nicht so weit gehen müsse, um Widerstand gegen ein Gewaltregime wie das des Nationalsozialismus zu leisten. Vielmehr könne es ganz unterschiedliche Wege geben, mit denen man sich einem Unrechtsstaat auch nur im Kleinen widersetzen könne. 

Das Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 stelle vor allem in Verbindung mit berühmten Verfilmungen wie „Operation Walküre“ oder „Stauffenberg“ lediglich eine Form des militärischen Widerstands dar. Kellerhoff gelang es, deutlich zu machen, dass die Widerstandskämpfer Tresckow und Stauffenberg wie alle Menschen nicht ohne Fehler waren. Im Unterschied zur großen Mehrheit standen sie jedoch bewusst und mutig auf – gegen einen Diktator und die massenhafte, bestialische Ermordung der Juden, die sie „in den unmenschlichsten und unbarmherzigsten und gar nicht wieder gutzumachenden Formen“ erkannten und sofort einstellen wollten.

Zum Abschluss der Diskussion beantwortete unser Gast noch einige Fragen der Anwesenden. Zum Beispiel wollten die Jugendlichen wissen, welche Pläne es bei einem erfolgreichen „Tyrannenmord“ gegeben habe und wie sich das auf den Verlauf der Geschichte ausgewirkt hätte. Auch zu den beruflichen Möglichkeiten, die man mit einem Geschichtsstudium habe, wurde Sven Felix Kellerhoff im Anschluss befragt.

Als Fachschaft Geschichte freuen wir uns schon auf weitere Veranstaltungen dieser Art, die die aktuelle Bedeutung von Vergangenem aus dem Klassenzimmer herausholen und hoffentlich bei allen Beteiligten noch etwas nachwirken.

Michael Eichinger