6. Israel-Exkursion 17.10.2019–28.10.2019

Man könnte von Köln/Bonn in vier Stunden in Tel Aviv sein, sich in den Bus setzen und wenig später entspannt am Strand liegen und eine Menge Spaß haben. Wir haben uns das natürlich nur am letzten Nachmittag gegönnt, denn dieses kleine Land (400 km lang, an der schmalsten Stelle 15 km breit; ca. so groß wie Hessen) bietet viel mehr. 

Als Landbrücke, zum asiatischen Kontinent gehörend, verbindet es Europa mit Afrika, ist südlicher Zipfel des „fruchtbaren Halbmonds“, Schauplatz der neolithischen Revolution, Wiege der Kultur, Geburtsort der drei großen monotheistischen Religionen, hat mit Jaffo und Jericho zwei der ältesten Städte der Welt und war immer schon seit vorbiblischen Zeiten ein Ort der Begegnung, des Austauschs aber auch der Auseinandersetzung unterschiedlicher Interessen und Ansprüche.

Dieser Bericht gibt nicht die Chronologie der Exkursion wieder, sondern setzt einige thematische Schwerpunkte, da wir im Laufe eines Exkursionstages (Frühstück um 8  Uhr, Abfahrt um 9 Uhr, Rückkehr um 18 Uhr, Dinner um 19 Uhr, Nargila 20 Uhr, Tagesbericht, Schlafen) mit diesen in unterschiedlicher Intensität konfrontiert wurden. Mal in angenehmer Weise (z.B. Begegnungen), aber manchmal auch nicht (z.B. Nahostkonflikt, Yad Vashem).

1.  Holy Places

In diesem Punkt hat Israel wahrscheinlich am meisten zu bieten, denn neben den schon erwähnten drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam haben auch die Drusen (Galiläa) und die Bahais (Haifa und Akko) hier ihre wichtigsten Heiligtümer und Pilgerstätten. Von daher hatten wir in unserem Daypack auch entsprechende Textilutensilien dabei, um je nach Graduation der Heiligkeit entsprechend angemessen gekleidet zu sein:

  • Place:  Strand, Wüste, Natur = as you like -- Souk/Basar = as you like, besser Pumphose (Mädels)
  • Holy Place: Kirche, Grabmal, Gedenkstätte = lange Hose, bedeckte Schulter
  • Special Holy Place: Synagoge = holy place + Kopfbedeckung für die Jungs -- Moschee = holy place + Kopfbedeckung für die Mädels

In Galiläa, am See Genezareth, „wandelten wir auf den Spuren Jesu“, nächtigten bei den Benediktinern in Tabgha (Brotwunder), waren in Kafarnaum am Haus des Petrus, auf dem Berg der Seligpreisungsberg, machten einen Stopp an der Taufstelle Jesu am Jordan, besuchten in Haifa die Gärten der Bahais und in der Altstadt von Nazareth die Wohngrotte Marias, waren in Hebron in der Abrahamsmoschee und Abrahamssynagoge (zwei Gotteshäuser in einem Gebäudekomplex) und durchstreiften die Altstadt von Jerusalem, um die Klagemauer, die Grabeskirche und endlich auch das Wahrzeichen der Stadt, den Felsendom (ältester muslimischer Sakralbau) zu bestaunen.

2. Superlative

Obwohl Israel ein kleines Land ist (s.o.), kann man Orte besuchen, die es nur hier gibt. Auf Platz 1 steht natürlich das Tote Meer als tiefster Punkt der Erde (-428 Meter) mit dem sensationellen Schwimmerlebnis, gefolgt vom See Genezareth, dem tiefst gelegenen Süßwassersee (-260 Meter).

Auf Platz 3 haben wir Machtesch Ramon in der Wüste Negev gesetzt, den größten Erosionskrater der Welt, und auf Platz 4 stehen die „heiligsten Quadratmeter“ der Welt, der Jerusalemer Tempelberg.

3. Wasser & Wüste

Auffallend und faszinierend sind die landschaftlichen Gegensätze in diesem Land. Vom schneebedeckten Hermon auf den Golanhöhen ganz im Norden ging unsere Reise durch die bewaldeten Berge Galiläas zu den Quellen des Jordan, durch den Jordangraben zum Toten Meer bis weit in den Süden in die Wüste Negev.

4. Kriege und Konflikte

Eine Reise durch Israel und die Westbanks ist auch immer eine unweigerliche Konfrontation mit dem Nahostkonflikt und dessen Vorgeschichte. Dieser, seit der britischen Mandatszeit bestehende Interessenkonflikt, um den seit der Staatsgründung Israels  verschiedene Kriege geführt wurden (und werden) mit entsprechenden katastrophalen Folgen für die Menschen in dieser Region (Tod, Vertreibung, Flucht und Exil), ist an vielen Orten deutlich sichtbar und hat uns auf unterschiedliche Weise beschäftigt und sicherlich auch manchmal emotional herausgefordert.

5. Begegnung

Trotz aller Problematik und nicht immer rosiger Zukunftsaussichten, oder vielleicht gerade deshalb, sind die Menschen dort sehr offen, gastfreundlich und bereit zu kommunizieren. Immer wieder konnten wir mit Menschen reden, sowohl Israelis als auch Palästinenser, und so etwas mehr über die Lebensbedingungen und Einstellungen der Menschen in Israel/Palästina erfahren. So trafen wir Mitglieder der christlichen Gemeinde in Bethlehem und Betreuer und Kinder des Projekts „Abrahamszelt“:

6. Schluss

Dies war nur ein kleiner Ausschnitt unserer Reise, auf der wir noch viel mehr gesehen und erlebt haben. Ein Ort wollen wir noch kurz zeigen, den wir als maltesische AK’ler in Jerusalem selbstverständlich gesucht und auch gefunden haben: die kleine versteckte Johanneskirche aus der Zeit der Kreuzfahrer, aus der der Johanniterorden (letztlich auch die Malteser) hervorgegangen ist und die Teile des Schädels von Johannes dem Täufer als kostbare Reliquie aufbewahrt: und schließlich der Abflug zum Sonnenuntergang am Strand von Tel Aviv.

Hans Holz

Der gesamte Text in gelayouteter Form findet sich nebst weiteren Eindrücken hier.