Blick nach vorn: Das Antoniuskolleg holt die Zukunft in die Schule

Schule ohne (digitalen) Plan? Konservierung althergebrachter Unterrichtsinhalte und -strukturen in digitaler Form? Gedankenloses Stolpern aus dem Distanzlernen in den Präsenzunterricht der Zukunft?

Diese und ähnliche Vorurteile bekommt man mitunter zu hören, wenn man in Politik und Gesellschaft nach der Situation von Schule fragt. Digitalisierung sei bei Weitem nicht alles, es müsse umfassende Konzepte geben, wie man das System „Schule“ fit für die Zukunft mache. Die Verwerfungen rund um die Corona-Pandemie hätten dafür wertvollen Input gegeben, den müsse man nutzen!

Das Antoniuskolleg ist sich dieser Verantwortung bei der Begleitung junger Menschen auf dem Weg des Erwachsenwerdens sehr bewusst – das salesianische Erbe und die nun seit einigen Jahren maltesische Prägung machen diese Verpflichtung ganz besonders deutlich. Deshalb richtet die Schulgemeinschaft des AK bereits jetzt den Blick ganz konkret in die Zukunft, um den Herausforderungen der kommenden Jahre rund um Bildung und Erziehung gerecht zu werden: Welche Ziele sind zu formulieren und umzusetzen, um schon heute eine dauerhaft zukunftsfähige Schule zu gestalten?

Natürlich prägen auch weiterhin diverse Corona-Beschränkungen den Schulalltag, doch der Blick über die Pandemie hinaus trägt dazu bei, die Zukunft konstruktiv und optimistisch zu betrachten. In verschiedenen Konstellationen haben sich die Lehrerinnen und Lehrer sowie die Verantwortlichen der Schule deshalb mit möglichen Aspekten eines attraktiven, pulsierenden Gymnasiums im Jahr 2030 auseinandergesetzt. Bei diesen ersten Schritten wurden mögliche oder notwendige weltanschauliche Schwerpunktsetzungen genauso diskutiert wie die technische Ausstattung des AK, inhaltliche Anforderungen an Unterricht und Schulleben sowie konzeptionelle Fragen der Schulorganisation.

Die ersten strukturierten, noch allgemeinen Ergebnisse zeigen deutlich, dass das Antoniuskolleg sich sehr bewusst darüber ist, eine Schule der Zukunft sein zu wollen. Die nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie vorangetriebene sog. „Digitalisierung“ darf nicht erlahmen, muss sinnhaft und in einem ganzheitlichen Konzept ein- und umgesetzt werden. Das bisher Erreichte wird ausgeweitet werden und Schülerinnen und Schülern eine nachhaltige Form der Medienkompetenz ermöglichen. Neben einer tiefgreifenden technischen Kompetenz betrifft das differenzierte Einsatzformen von Medien und Co., aber auch eine verstärkte inhaltliche Arbeit.

Wesentlich ist zudem die Frage, inwiefern das sog. „Lernen auf Distanz“ im Rahmen der Schulschließungen Möglichkeiten aufgezeigt hat, Lernen nicht ausschließlich auf den Schulort zu konzentrieren. Auch dieser Aspekt wird am Antoniuskolleg in den kommenden Monaten vertieft diskutiert werden. Form und Nutzung digitaler Lern- und Austauschplattformen sind dabei Kern der Diskussion. Nicht nur in diesem Zusammenhang ist für das AK die verstärkte individuelle Förderung und Betreuung der anvertrauten Kinder und Jugendlichen wesentlicher Bestandteil der Auseinandersetzung. So laufen beispielsweise bereits Vorbereitungen für eine „Extra-Zeit zum Lernen“ rund um die Sommerferien, aber auch darüber hinaus werden die bestehenden Angebote der Betreuung sowie der Förder- und Forderangebote weiterentwickelt werden. Das seit jeher breite Kursangebot in der Oberstufe weist ebenfalls in diese Richtung.

Mit Blick auf die Schulfächer wäre es zukünftig denkbar, dass neue Fachformate die herkömmlichen Inhalte ergänzen, um lebenspraktischen Aspekten der Zukunft Rechnung zu tragen. Im Differenzierungsbereich der Mittelstufe werden solche Aspekte sogar seit einigen Jahren bereits umgesetzt: Themen sind Kommunikation, Medienkritik, Informatik...In der Vergangenheit ist das Antoniuskolleg zudem bei der Stärkung der Persönlichkeit seiner Schülerinnen und Schülern besonders aktiv gewesen, betrachtet man beispielsweise das Sozialpraktikum in der Jahrgangsstufe EF, das sog. „Stärkenseminar“ in der Klasse 8 sowie vielfache Aktionen für karitative Zwecke. Auch kommunikative, soziale und personale Fähigkeiten werden in Zukunft am AK verstärkt gefördert werden.

Folglich spielen bei den Zukunftsüberlegungen des Antoniuskollegs pädagogische und soziale Aspekte eine zentrale Rolle: Bereits seit einigen Jahren wird am AK der Aspekt der Nachhaltigkeit in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Wie wird Schule den Anforderungen an Müllvermeidung, Ressourcenschonung und soziale Gerechtigkeit gerecht? In diesem Bereich finden immer wieder Aktionen statt, doch eine zukunftsfähige Schule – so macht es sich das Antoniuskolleg in seinem Selbstverständnis zur Aufgabe – wird diesen Komplex besonders betrachten.

Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Schulische Zukunftsziele, die perspektivisch formuliert werden, müssen grundsätzlich so angelegt sein, dass sie ihre Aussagekraft auch nach einigen Jahren nicht verlieren und damit überholt sind. Dennoch ist es gerade der Blick nach vorn, der kreative Ideen fördert, konstruktiv gestalten hilft und Perspektiven schafft – für eine Schulgemeinschaft und ihre Schülerinnen und Schüler. Die Arbeit an einem schulischen Zukunftskonzept kann also gar nicht früh genug beginnen. Das Antoniuskolleg hat sich auf den Weg gemacht, die Zukunft in die Schule zu holen, um eine Schule der Zukunft zu sein.

Sebastian Patt