In der Gemeinde Engelskirchen wird die Tradition des Briefeschreibens an das Christkind seit Jahren liebevoll gepflegt und ist zu einem bedeutenden Bestandteil der Adventszeit geworden. Diese besondere Tradition ermöglicht es Kindern und Jugendlichen, ihre Wünsche und Hoffnungen in Worte zu fassen und sie in einem Brief an das Christkind zu übermitteln. Doch der Brauch ist weit mehr als nur das Äußern von Weihnachtswünschen – er ist ein Ausdruck des kindlichen Glaubens an die Magie der Weihnachtszeit und fördert das Gemeinschaftsgefühl über Generationen hinweg.
Mitte November hat die Christkindpostfiliale der Deutschen Post ihre Pforten geöffnet, und das Christkind ist in seine himmlisch geschmückte Schreibstube im Alten Baumwolllager am Engelsplatz eingezogen. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Adventszeit türmten sich über 9000 Briefe, die in den vergangenen Wochen eingetroffen waren. Die Adresse des Christkinds (An das Christkind, 51777 Engelskirchen) ist mittlerweile weltweit bekannt und auch in diesem Jahr haben Kinder aus allen Ecken der Erde ihre Wünsche und Grüße nach Engelskirchen gesendet – darunter Zuschriften aus Australien, Malaysia, Südkorea, China und Serbien. Im letzten Jahr trafen rund 132.000 Briefe aus 53 verschiedenen Ländern ein, was die internationale Bedeutung dieser Tradition unterstreicht. Das Christkind, das auch in diesem Jahr wieder in zwölf verschiedenen Sprachen antwortet, bietet Kindern die Möglichkeit, ihre Briefe nicht nur auf Deutsch zu verfassen. Für die jungen Menschen im DAZ-Unterricht gibt es sogar einen QR-Code auf dem Antwortbrief, der Übersetzungen in Englisch, Französisch und Ukrainisch bietet, sodass auch Kinder mit anderen sprachlichen Hintergründen an diesem Fest teilhaben können.
Jedes Kind, das seinen Brief bis spätestens 20. Dezember 2024 einreicht, erhält eine Antwort des Christkinds. In diesen liebevoll verfassten Rückschreiben berichtet das Christkind von seinen Vorbereitungen für das bevorstehende Fest, gibt Basteltipps und teilt einige Geheimnisse der Weihnachtszeit. Die Rückpost wird mit einer festlichen Weihnachtsbriefmarke beklebt und erhält einen eigenen Sonderstempel, was den Brief zu einer besonderen Erinnerung macht. Wer seine Wünsche nicht direkt in die Postkästen werfen möchte, kann seine Briefe auch bei mir im Lehrerzimmer abgeben – ich werfe sie dann in den Weihnachtsbriefkasten vor dem Alten Baumwolllager ein. Zusätzlich gibt es auf dem Christkindmarkt vom 13. bis 15. Dezember 2024 die Möglichkeit, die Briefe abzugeben.
Besonders erfreulich ist, dass auch in diesem Jahr zahlreiche Klassen und Kurse des Antoniuskollegs an dieser Tradition teilgenommen haben. Die Schüler*innen des Antoniuskollegs, darunter auch einige DAZ-Schüler*innen, haben ihre Briefe verfasst und sich auf kreative Weise in die Vorbereitungen eingebracht. Für einige Jugendliche stellte sich die Gelegenheit als wertvolle Erfahrung dar, ihre sprachlichen Fertigkeiten in einem authentischen, lebendigen Kontext zu erproben. Andere wiederum konnten das erlernte 10-Finger-Schreibsystem anwenden, während alle Beteiligten die kulturelle Dimension der Weihnachtszeit reflektierten. Diese interkulturelle Perspektive bereichert die Tradition und verdeutlicht, wie essentiell es ist, Traditionen in einer globalisierten Welt zu bewahren und weiterzugeben.
In einer Zeit, in der vieles von Digitalisierung und Schnelllebigkeit geprägt ist, bietet das Schreiben eines Briefes an das Christkind eine seltene Gelegenheit zur Besinnung und zur persönlichen Ausdruckskraft. Es ist eine Chance, innezuhalten, sich auf das Wesentliche zu besinnen und die eigenen Wünsche und Hoffnungen zu formulieren. Das Besondere an dieser Tradition ist die Verbindung von Gemeinschaft und persönlichen Wünschen, die über rein materielle Dinge hinausgeht. Sie erinnert uns daran, dass der wahre Zauber der Weihnachtszeit nicht nur in Geschenken, sondern vor allem in den zwischenmenschlichen Verbindungen und in der Hoffnung auf das Gute liegt.
Julia Schäfer