„DiversiDay“: Aktionstag und Aktionswoche zum Thema „Diversität“ am Antoniuskolleg

In Florida, USA erhalten Eltern seit Mitte März mehr Mitspracherechte bei der schulischen Erziehung ihrer Kinder. Was auf den ersten Blick wie der Ausdruck einer wechselseitigen Interessensgemeinschaft zum Wohle der Kinder erscheint, ist in Wirklichkeit Beleg für eine rückwärtsgewandte Weltsicht. Das neue Gesetz mit dem vordergründig wohlklingenden Namen „Parental Rights in Education“ beinhaltet nämlich diverse Passagen, die es Schüler*innen bestimmter Altersgruppen und Lehrer*innen verbieten, im schulischen Kontext Gespräche über sexuelle Orientierung sowie Geschlechteridentität zu führen.

Diese Angst ist verwunderlich, sind sich Expert*innen doch weitestgehend einig, dass eine altersangemessene Auseinandersetzung mit Diversität bereits möglichst früh beginnen sollte, um Kindern im weiteren Verlaufe ihres Lebens Identitätsfindung und Selbstreflexion zu ermöglichen. In der Soziologie bezeichnet der Begriff „Diversität“ Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Menschen oder Gruppen. Diese Unterschiede zeigen sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise: Sie sind individueller oder struktureller Natur, zeigen sich in Bezug auf den Einzelnen, oder auch Institutionen.

Dennoch sieht man nicht zuletzt am Beispiel Floridas, dass der Umgang mit Aspekten der Diversität augenscheinlich immer noch sehr heterogen ist. Aus diesem Grund organisierte am Antoniuskolleg ein Arbeitskreis bestehend aus Schüler*innen (7, 9, EF, Q2) und den Lehrer*innen Daniel Müller, Wolfgang Fischer, Guido Rodemers und Laura Rosen eine Themenwoche der Achtsamkeit, Toleranz und Würde, die sich ganz unterschiedlichen Themen der Diversität widmete.

Den Start bildete am 21.03.2022 der sog. „DiversiDay“, der pünktlich zum kalendarischen Frühlingsbeginn für Sensibilität für diesen Themenbereich werben sollte. Der Aktionstag selber begann – wie jeder Tag dieser Woche – mit einem thematisch passenden Morgenimpuls. Auf dem Schulgelände und in den Gebäuden fanden sich passend zur Themenwoche Zitate und Bibelverse, die die Vielfalt und Einzigartigkeit eines jeden Menschen feierten. Die Morgenimpulse sowie weitere Texte (zusammen mit einem Interview zum Thema „Diversität“ mit dem Ansprechpartner des Arbeitskreises, Daniel Müller) finden sich online bei unserer Schülerzeitung AKblog.

Im Verlaufe des Aktionstages „DiversiDay“ setzten sich alle Schülerinnen und Schüler im Rahmen ihrer Klasse oder ihres Kurses mit dem Thema „Diversität“ auseinander. Dazu hatte der Arbeitskreis Unterrichtsstunden vorbereitet, die von beteiligten Schüler*innen mit den jeweiligen Lerngruppen durchgeführt wurden (Jahrgangsstufen 5 bis Q2).

Themen waren unter anderem Rassismus, Mobbing, Mentale Gesundheit, Body-Positivity (Selbstliebe) sowie Hintergrundinformationen zu verschiedenen Geschlechteridentitäten. Diese Aspekte wurden über die Klassenbesuche hinaus auch in der Kapelle der Schule im Rahmen einer künstlerisch sowie interaktiv gestalteten Ausstellung aufgegriffen. Die Ausstellung war insbesondere für Schülerinnen und Schüler ab Klasse 7 gedacht und vertiefte die in den Unterrichtsstunden angesprochenen Aspekte.

Die Kapelle betrat man symbolisch durch einen bunten Regenbogen und wurde von den Worten des Dalai-Lamas begrüßt: „Eine Voraussetzung für den Frieden ist der Respekt vor dem Anderssein und vor der Vielfältigkeit des Lebens.“

Die Ausstellung wurde sowohl durch ganze Klassen und Kurse während der Unterrichtszeit, aber auch individuell in den Pausen und in den Freistunden der Lehrer*innen stark besucht. Zu beobachten waren während oder auch nach Ausstellungsbesuch viele anregende Unterhaltungen, die sich auf die ausgestellten Themen bezogen. Darüber hinaus erreichten den Arbeitskreis sehr viele positive Rückmeldungen der Besucher*innen und dadurch auch neue Impulse für die weitere Arbeit. Natürlich ist die Wiederholung der Themenwoche im kommenden Jahr eine wünschenswerte Option.

Es bleibt zu hoffen, dass die Aktionswoche zum Thema „Diversität“ am Antoniuskolleg dazu beitragen kann, einen „gesellschaftlichen Stein ins Rollen zu bringen“ – einen Stein, der Gesetzesentwürfe wie den aus den USA in die Untiefen der Vergangenheit befördert und so auch die Angst mancher Menschen vor solchen Auseinandersetzungen unnötig macht. Gleichzeitig zeigt die Aktionswoche deutlich, dass Diversität mehr ist als nur die isolierte Fragestellung nach sexueller Orientierung und Identität: Jeder Mensch ist auf vielfältige Art und Weise einzigartig und in seiner Einzigartigkeit bewundernswert. Und das sollte doch ein zutiefst christliches Anliegen sein. (SP)