Nach einem Vierteljahrhundert ist Schluss: Das Antoniuskolleg verabschiedet Schulleiter Gerhard Müller in den Ruhestand

Schulleiter Gerhard Müller mit seiner Stellvertreterin Barbara Altmann
Andrea Kersting und Renate Schmitz von den Malteser Werken

Wenn am Antoniuskolleg in rund einer Woche der Unterricht nach den Sommerferien beginnt und hoffentlich gutgelaunte Menschen die Flure und Räume der Schule bevölkern, wird sich Gerhard Müller das Treiben gelassen aus der Entfernung ansehen können. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres ist für den Schulleiter nach rund 25 Jahren Schluss mit dem aktiven Dienst in dieser Funktion.

„Ich empfinde in erster Linie Dankbarkeit, dass ich mit so vielen besonderen Menschen zusammenarbeiten durfte“, sagte Müller im Rahmen seiner offiziellen Verabschiedung. Die Zeit in Neunkirchen-Seelscheid sei für ihn eine besonders intensive gewesen, natürlich mit Höhen und Tiefen, aber gerade in den letzten Jahren habe er das Wirken in der Schule immer wieder als bereichernd empfunden. Die Phase der Corona-Pandemie sei auf der Zielgeraden natürlich eine durchaus zehrende Ausnahme gewesen.

Begonnen hatte Gerhard Müller seine Tätigkeit am AK Ende der 1990er-Jahre noch unter der Trägerschaft der Salesianer Don Boscos, deren Wirken und Haltung ihn zeit seines Wirkens beeindruckt und geprägt hatten. Ihnen fühlte er sich stets besonders verbunden, fand aber den Gedanken des Unterstützens und Förderns auch im Selbstverständnis des neuen Schulträgers wieder. Größtes Projekt seiner Amtszeit war vermutlich der Um- und Neubau der Schule in den Jahren ab 2012, der mit dem Trägerwechsel zu den Malteser Werken gGmbH im Jahre 2014 einherging.

Renate Schmitz, Geschäftsführerin der Malteser Werke, würdigte das besondere Engagement Müllers in seiner Rolle als Schulleiter, das er immer zum Wohle des Antoniuskollegs und seiner Menschen eingesetzt habe. Andrea Kersting, Abteilungsleiterin des Bereichs „Schule“, betonte besonders, dass man in den Gesprächen mit Gerhard Müller insbesondere drei Dinge immer wieder gemerkt habe: Zum einen habe man von ihm außerordentlich viel über Schule lernen können, ein Aspekt, der insbesondere für die Malteser Werke als eher „jungen Schulträger“ und für sie persönlich wichtig gewesen sei. Zum anderen sei es bemerkenswert, wie wichtig es Gerhard Müller sei, immer wieder den Blick auf die Sache zu richten, um gerade für die Kinder und Jugendlichen am AK ein gutes Umfeld zu schaffen. Dabei habe ihm insbesondere der dritte Aspekt geholfen: seine Neugier, Dinge zu erfahren und auszuprobieren – gerne auch auf unkonventionelle Art.

Die oft pragmatische Herangehensweise Müllers war sicherlich Charaktereigenschaft, vielleicht aber auch Produkt seiner Fächer Physik und Chemie oder Mitbringsel seiner baden-württembergischen Herkunft, „wo g’schafft wird“. So fielen zahlreiche Entwicklungsschritte der Schule hin zur Digitalisierung in die Amtszeit Müllers, und auch andere Neuerungen sind eng mit ihm verbunden. Dazu gehören „Mobiliarversuche“ (die sog. „Stitz-Möbel“ seien exemplarisch genannt) genauso wie die Umstellung auf das 60-Minuten-Modell bei den Unterrichtszeiten oder die Abschaffung des Schulgongs. „Ausprobieren“ war nicht selten die Antwort auf die Frage „Herr Müller, meinen Sie, wir können mal…?“

Hervorzuheben ist die Gründung des Projekts „Eltern sorgen für Schule gGmbH“ (PEsoS) im Jahre 2000. Gerade die Initiative der PEsoS-Gründung gemeinsam mit der äußerst engagierten Elternschaft der Schule hat das Leben der Schulgemeinschaft enorm positiv beeinflusst und das Antoniuskolleg zu einem noch facettenreicheren Ort des Lehrens und Lernens gemacht. Das AK profitiert nachhaltig von dieser nicht zuletzt die Eltern aktivierenden Entscheidung. So war Gerhard Müller in seiner Amtszeit immer auch Manager eines stetig wachsenden Schulbetriebs mit mittlerweile rund 100 Mitarbeitenden – lehrend und nicht-lehrend – und deutlich über tausend Schülerinnen und Schülern.

In der Lehrerschaft wird der ein oder andere in den kommenden Wochen und Monaten sicherlich immer mal wieder nach dem „blauen Kasten“ Ausschau halten, der Gerhard Müller – gehalten in seinen Händen vor der Brust – meist einige Zentimeter voraus war, wenn er den Weg ins Lehrerzimmer antrat. Der Kasten war Symbol tagesaktueller organisatorischer Anforderungen an den Schulleiter Gerhard Müller.

Auch wenn er es bedauerte, im Zuge seiner Aufgaben als Schulleiter nicht mehr so viel Zeit für die Erteilung von Unterricht gehabt zu haben, waren es gerade seine Management-Qualitäten, mit denen er das AK auf vielen Ebenen sehr geprägt hat. Dazu gehörte auch seine Fähigkeit, Aufgaben zu delegieren und einzelnen Personen Vertrauen zu schenken, ihre Energie im Sinne der Schule einzusetzen. Ohne ein Gemeinschaftsgefühl, so formulierte er es gegen Ende des Schuljahres, sei eine gelingende Arbeit als Team nicht möglich. Das gelte gewissermaßen als Kompass für die ganze Gemeinschaft des Antoniuskollegs.

Mit Blick auf Einsatz und Engagement ging Gerhard Müllers besonderer Dank auch an die Verantwortlichen in der Verwaltung, der Mediothek, der Hausmeisterei und an das Mensa-Team, die ebenfalls viel dazu beigetragen hätten, das Schulleben in seiner Amtszeit zu gestalten und auch ihm den Rücken freizuhalten. Die Kreativität der einzelnen Beiträge im Zuge seiner Verabschiedung zeigte jedenfalls, dass viele Menschen am AK in ihren unterschiedlichen Bereichen ganz individuelle Aspekte mit ihm verbinden. Selbst zum Karnevalisten ist er in seiner Neunkirchener Zeit geworden.

Besonders persönliche Worte der Wertschätzung fand im Rahmen der Verabschiedung die stellvertretende Schulleiterin Barbara Altmann, die Gerhard Müllers Weg am Antoniuskolleg skizzenhaft nachzeichnete. Neben seiner Offenheit für Innovationen stellte sie Müllers Gespür für die Bedürfnisse der Schule heraus und dankte ihm besonders für die gemeinsame Arbeit und für seinen Humor. Auch wenn dieser Weg nun ende, so wünsche sie ihm für das Kommende ein genauso glückliches Händchen und hoffe, dass „er auf dem neuen Abschnitt des Weges ebenfalls die richtigen Abzweigungen finde.“ Da der Schreibtisch in weite Ferne gerückt sei und er die ersten Touren mit dem Wohnmobil bereits geplant habe, sei ein neuer Wohlfühlsessel – nur echt in der AK-Camping-Edition – angemessen und notwendig.

Das Bild des Schulleiters im Camping-Sessel rundete den Weg Gerhard Müllers am Antoniuskolleg am Abend seiner Verabschiedung wunderbar ab: Entspannt konnte er auf seine langjährige Tätigkeit zurückblicken, wohlwissend dass nun andere seine Aufgaben übernehmen, seine Ideen weiterführen, eigene Akzente setzen und das AK entwickeln werden. Gerhard Müller hat es in seiner Zeit ganz besonders geprägt und vorangebracht und übergibt es nun in sehr gutem Zustand mit höchstens altersangemessenen Gebrauchsspuren seiner Nachfolgerin Heidrun Hensen. Ihr wünschte er von Herzen einen guten Start!

Die Schulgemeinschaft des Antoniuskollegs wünscht Gerhard Müller alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen! Danke für Einsatz und Wirken an unserer Schule und bis bald am AK – oder anderswo!