Rumänienprojekt der Gemeinschaft Junger Malteser - ein Reisebericht

Diesen Sommer durfte ich mit den Maltesern zwei Wochen in Rumänien verbringen, um mich dort um Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungen zu kümmern. Die Malteser sind ein katholischer Orden, der mehrere solcher Camps organisiert und das schon seit mehreren Jahren. Aufmerksam wurde ich auf das Projekt durch die Ansprechpartnerin für soziales Engagement an unserer Schule: Julia Schäfer. Nachdem wir uns intensiv ausgetauscht und verschiedene Möglichkeiten beleuchtet hatten, kamen wir zu dem Entschluss, dass ich im Sommer 2023 nach Rumänien fahren durfte.  

Die Gemeinschaft Junger Malteser, die im Namen des Malteserordens handelt, organisiert verschiedene Feriencamps für beeinträchtigte Menschen. Neben dem Camp in Rumänien gibt es noch ein weiteres, größeres Camp im Libanon. Über die Internetseite der Jungen Malteser kann man sich über deren differenzierte Projekte informieren und auch dafür anmelden. 

Ich meldete mich bereits früh, da die Betreuungszeit in diesem Camp leider nicht in die Ferien, sondern in die Schulzeit fiel und ich mich so frühzeitig mit meinen Stufenleitern absprechen musste. Im Endeffekt hat alles zeitlich geklappt, auch wenn es etwas knapp mit den anstehenden Klausuren geworden ist.

In einem Telefonat mit einer meiner zukünftigen Teamleiterinnen, Maya Khevenhueller, habe ich von meiner bisherigen Erfahrung durch die Beschäftigung in einer Werkstatt für behinderte Menschen erzählt, weswegen ich schon einige Erfahrung im Bereich "Arbeit mit Menschen mit Behinderungen" gemacht habe. Als Maya mir dann verbindlich zugesagt hatte, freute ich mich sehr und konnte alles Weitere mit meinen Lehrerinnen, Lehrern sowie meinen Eltern abgeklären. 

Als es dann Anfang August so weit war und die Reisevorbereitungen kurz bevorstanden, war ich schon sehr aufgeregt. Ich kannte niemanden aus der Gruppe von Volontären, auch, weil ich mich alleine angemeldet hatte. Am 18. August ging es los und ich fuhr nach Dortmund zum Flughafen, an dem ich dann den ersten Teil meiner Gruppe kennenlernte. Ohne große Probleme landeten wir dann in Cluj, Rumänien, wo wir auch die anderen Freiwilligen trafen, die von Berlin aus geflogen waren. Insgesamt waren wir eine Gruppe von ca. 40 Freiwilligen, die bereit waren, die nächsten zwei Wochen alles zu geben.

Von Beginn dieser Reise an waren alle sehr nett zu mir und ich fühlte mich schnell aufgenommen. Viele der Freiwilligen, die ich kennenlernte, waren schon mehrere Male in Camps in Rumänien oder im Libanon. Als wir am Abend in Vintu de Jos, einem kleinen Dörfchen zwei Stunden südlich von Cluj, angekommen waren, trafen wir kurze Zeit später auch in unserer Unterkunft ein.

Das alte Kloster wird kaum noch benutzt, außer gelegentlich für Weiterbildungen von Priestern und die Kapelle sonntags für den Gottesdienst der Bewohner des Ortes. Rumänien in ein gläubiges Land, in dem ungefähr 87 Prozent der Bevölkerung der rumänisch-orthodoxen Kirche angehört. 

Die ersten Tage nutzen wir dafür, uns einzuleben und das Kloster für unsere Gäste schön herzurichten. Einige Zeit später waren unsere Schützlinge schon da und das ganze Gelände füllte sich mit Lachen und Musik. Dieses Jahr gab es in unserem Camp eine Premiere. Die erste Woche waren Waisenkinder zu Besuch. Bisher kamen immer Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen aus einem bestimmten Heim in das Camp, weswegen manche der Gäste schon mehrere Male dabei waren. Dieses Jahr integrierten wir auch Waisenkinder.

Die zwei Wochen Sommercamp sind in der Regel so gestaltet, dass eine Gruppe von Gästen jeweils fünf Tage bleibt und das Team dann zwei Tage hat, um sich etwas auszuruhen. Wie es auf der Website der Jungen Malteser auch gesagt wird, fordern die Camps „ein hohes Maß an körperlicher und geistiger Belastbarkeit“, was durch den dauerhaften Kontakt zu den Gästen entsteht. Fast jeder Freiwillige wird zufällig einem Gast zugeteilt, mit dem man die besagten fünf Tage verbringt. Dabei gibt es wenig Zeit, sich zu langweilen. 

Der Tag beginnt um 7 Uhr für ein Morgengebet und endet offiziell um 20 Uhr mit einem Abschlussgebet und einem Team-Meeting. Die restliche Zeit werden Aktivitäten unternommen, es wird gegessen und gesungen. Dabei wird natürlich immer auf ein Maß an Freiwilligkeit geachtet. Die Aktivitäten sind sehr unterschiedlich, wie z.B. verschiedene Sportarten, ein Theaterspielen oder der Entwurf einer Modeshow. So ist für alle etwas dabei.

Nach dem Mittagessen wird eine Messe gehalten, die den Gästen auch immer sehr wichtig ist. Viele sind sehr religiös und manche kennen sogar ein paar der deutschen Kirchenlieder. Gerade in den Messen wird ein rumänischer Volontär gebeten, die Inhalte der Predigt zu übersetzten, sodass die Gäste z.B. auch an den Fürbitten oder an der heiligen Kommunion teilnehmen können.

Wir hatten die ganze Zeit über einen deutschen Priester mit im Kloster, der die Messen mit uns feierte. Den restlichen Tag war es für die meisten Freiwilligen schwer, sich mit seinem Gast zu unterhalten, da viele weder Englisch noch Deutsch konnten. Das dämpfte die Stimmung aber überhaupt nicht, da man trotz - oder vielleicht auch gerade wegen - der Sprachbarriere ganz anders miteinander kommunizieren musste. Bevor die Gäste ins Bett gingen, gab es noch eine singing round, in der wir alle zusammen verrückte Lieder und Tänze aufführten, um einen lustigen Tagesabschluss zu sichern. Den Gästen war es auch möglich, selber etwas vorzutragen. Mache sangen, reimten oder tanzten.  

In diesen zwei Wochen habe ich so unglaublich viel erlebt und gelernt, dass es kaum möglich ist, alles in Worte zu fassen. Zusammen unternahmen wir ganz unterschiedliche Aktivitäten wie einen Spaziergang zu einem Fluss, das Besuchen eines Schwimmbades oder die Erkundung der wunderschönen, rumänischen Landschaft. Wir hatten sehr viel Spaß mit unseren Schützlingen, auch wenn es manchmal zu schwierigen Situationen kam. Durch die kompetente Teamleitung von Maya und Marei Fürstenberg fühlte man sich aber super aufgehoben und sicher. Mit allen Anliegen konnte man sie behelligen und auch alle anderen Teilnehmer*innen halfen, wo sie nur konnten. Durch diese intensiven zwei Wochen ist eine sehr enge Gemeinschaft entstanden, aus der sich auch anhaltende Freundschaften gebildet haben. 

Rückblickend waren die zwei Wochen eine wirklich wunderschöne Zeit, obwohl es neben all den schönen und herzlichen Momenten, auch anstrengende und kraftraubende Zeiten gab. Besonders schön aber war die Offenheit aller Teilnehmer*innen und die Zuneigung der Gäste. Alle freuten sich riesig auf das Camp gefreut und zeigten dies auch. Es gab nur wenige Momente, in denen nicht die meisten Gäste lachend und singend in der Gegend herumgesprangen - und das bei 30 Grad. Gerade bei der Abreise der Gäste wurde es emotional, da man sich wahrscheinlich für immer von jemandem verabschiedete, der einem sehr ans Herz gewachsen war.

Ich kann jedem nur empfehlen, sich die Camps bei Interesse einmal anzuschauen und sich die Idee einer Teilnahme einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Das Camp ist evtl. mit Kosten verbunden und setzt eine grundlegende mentale Stärke voraus. Bei weiteren Fragen könnt ihr und können Sie gerne diese Website besuchen oder Frau Schäfer als Ansprechpartnerin an unserer Schule aufsuchen.

Sophia Lenz (Q2)