„Das Geheimnis der Weihnacht besteht darin, dass wir auf unserer Suche nach dem Großen und Außerordentlichen auf das Unscheinbare und Kleine hingewiesen werden."
Es scheint fast, als sei das Zitat eines unbekannten Schöpfers speziell für das Weihnachtskonzert der Chöre des Antoniuskollegs formuliert worden. Unter der Überschrift „Ein neues Weihnachtslied“ hatten die Chorklassen 5c und 6c, der Mittelstufenchor D’AKchor sowie der Elternchor am AK mit der Unterstützung von TonArt e. V. in die Kapelle der Schule eingeladen. Die Suche nach dem Sinn des Weihnachtsfestes, nach dem Außerordentlichen bildete den Rahmen des Konzerts unter der Gesamtleitung von Brita Recker: Was bedeutet Weihnachten eigentlich? Geht es um Geschenke, geht es um die großen Emotionen? Oder beginnt Weihnachten nicht eigentlich auf einer viel kleineren Ebene? Geht es nicht vielmehr um das besondere Etwas im Herzen der Menschen?
Es dauerte jedenfalls nur wenige Augenblicke, bis in der Kapelle des AK mehr als nur ein Hauch von Weihnachtsstimmung aufkam. Bereits die ersten beiden Stücke „Sing a jubilant song“ und „Somewhere in my memory“ machten deutlich: Weihnachten bedeutet Momente voller Erinnerungen, es steht für Traditionen und für ein glückliches Miteinander der Menschen. Unterstützt wurden die Chöre im Verlaufe des Abends musikalisch von Theresa Bothe (Violine), Ute Eisenhut (Klavier) und Lucas Manderla (Violoncello).
Der helle Stern, der im Lied „Noël Nouvelet“ besungen wird und der die Menschen zur Krippe leitet, war der Ausgangspunkt für die Rahmenhandlung der musikalischen Reise zum Weihnachtsfest. Die Außerirdische Noëlle war ausgerechnet im Dezember auf die Erde gekommen und wollte – angesichts allgegenwärtiger Weihnachtsvorbereitungen – verstehen lernen, worum es an Weihnachten eigentlich geht. Luna Broll, Theresa Decher, Franziska Forster, Jolanda Schütterle und Liyah Wahab wussten die Geschichte pointiert und amüsant zu erzählen und gleichzeitig die Überleitungen zwischen den einzelnen Stücken zu moderieren. Passend zur Suche nach dem Kern des Weihnachtsfestes wurden von einem Paketboten (gespielt von Mica Laeis) immer wieder große Geschenke mit der Sackkarre nach vorne zu den Sängerinnen und Sängern gebracht. Wie eine Wand standen die materiellen Wünsche und Waren irgendwann zwischen den Choristen und der Zuhörerschaft in der gut gefüllten Kapelle. Erkenntnis des von Nadine Nordmann und der Klasse 6c entworfenen Bühnenbildes: Geschenke sind wichtig, zu viele verdecken aber die eigentliche Bedeutung von Weihnachten!
Die Präsentation der einzelnen Lieder zeigte neben unterschiedlichen Facetten des Weihnachtsgedankens die musikalische Variabilität der Chöre unserer Schule. Stücke wie „The Virgin Mary“ oder „Du bist der Weihnachtsmann“ überzeugten durch ihre Percussion-Elemente bzw. den Körpereinsatz der Sängerinnen und Sänger. Ihre stimmliche Flexibilität wurde besonders in Werken wie „Santa tell me“, „When Christmas comes to town“ oder „Walking in the air“ deutlich. Dabei war es unerheblich, ob Teile der Lieder mit oder ohne instrumentale Begleitung präsentiert wurden. Auch die Parts beinahe ohne instrumentale Begleitung überzeugten vollends.
Aktuelle Gesellschaftskritik wurde dabei stets humorvoll präsentiert. Während das Stück „Kauf mir dies und kauf mir das“ – Kindern und (junggebliebenen) Eltern aus dem Werk „Ritter Rost“ bekannt – ein unreflektiertes Konsumverhalten aufs Korn nahm, beobachtete der Chanson „Weihnacht, bitte wenden“ die oft nervenaufreibende Wegesuche in engen Einkaufsstraßen zur Vorweihnachtszeit. Der augenzwinkernde Groove der beiden Stücke kam sofort im Publikum an. Der Elternchor am AK forderte dann stimmgewaltig und eindrucksvoll „Ein neues Weihnachtslied“, „das ein unfassbares Gefühl in schlichte Worte fasst“. Weihnachten beginnt im Unscheinbaren und Kleinen – der Sinn von Weihnachten ist ein Gefühl.
Weihnachten bedeute also in erster Linie, „dass einem warm ums Herz wird“, wie die Außerirdische Noëlle am Ende der musikalischen Reise äußerte. Diese Wärme wurde gerade zum Schluss des Konzerts in den Stücken „Wintersong“, „Auf Heu und Stroh“ und „Nun zur Ruh“ noch einmal ganz besonders ins Rund der Schulkapelle getragen. Die Standing Ovations aller Anwesenden waren sowohl den jüngeren als auch den erfahreneren Sängerinnen und Sängern gewiss – die Zugabe unter Mitwirkung aller Chöre entließ alle in ganz berührter Weihnachtsstimmung, wissend um das Unscheinbare und Kleine.
Natürlich geht es an Weihnachten um Geschenke, um die Freude und um das Glück des anderen. Aber vor allem geht es, so die Botschaft des Chorkonzerts, um das Gefühl im Herzen, um das Miteinander und die Freude des gemeinschaftlichen Erlebens eines besonderen Ereignisses. Das wurde in jeder Minute der stimmungsvollen Reise auf der Suche nach Weihnachten deutlich. In genau diesem Sinne: Frohe und gesegnete Weihnachten! (SP)