Trauer um Stephan Liptow

Mit großer Bestürzung müssen wir den Tod von Stephan Liptow bekanntgeben, der am 24. Februar 2021 im Alter von nur 61 Jahren plötzlich und für uns alle unerwartet verstorben ist. Herr Liptow war vom Spätsommer 1991 bis ins Jahr 2021 rund 30 Jahre lang als Lehrer für Latein, Geschichte und Biologie am Antoniuskolleg tätig.

Geboren wurde Stephan Liptow 1960 in Berlin-Schöneberg, lebte aber bereits seit 1962 mit seiner Familie in Köln und Umgebung. Nach Abitur und Wehrdienst nahm er ab dem Jahr 1979 sein Lehramtsstudium für die Fächer Biologie und Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn auf. Nach Ablegen des Ersten Staatsexamens im Sommer 1985 folgte das Referendariat im Studienseminar Gummersbach: Stephan Liptows Ausbildungsschulen waren die Realschule Waldbröl sowie das Antoniuskolleg Neunkirchen. Im Anschluss an das Zweite Staatsexamen nahm er eine dreijährige Tätigkeit als Justizangestellter an den Landgerichten Köln und Bonn auf und studierte parallel dazu an der Universität Bonn sechs Semester lang Latein. Die Erweiterungsprüfungen in den Fächern Griechisch und Latein folgten 1990 bzw. 1992. Ab dem Wintersemester 1989/1990 war Stephan Liptow außerdem als freier Dozent für Politik und Sozialkunde an der Rhein-Sieg-Kunst-Akademie beschäftigt.

Den Weg zurück an seine alte Ausbildungsschule Antoniuskolleg fand Herr Liptow im September 1991 – zunächst Lehrer im Angestelltenverhältnis, dann als Studienrat zur Anstellung, ab August 1994 als Studienrat im Ersatzschuldienst.

Stephan Liptows Tätigkeit als Lehrer war enorm von persönlicher Begeisterung für seine Fächer geprägt: Mit großer Überzeugung stand er für die Fachinhalte, die er seinen Schülerinnen und Schülern vermittelte. Sein besonderes historisches und politisches Interesse zeigte sich in den umfassenden Gesprächen und Diskussionen, die er zu den unterschiedlichsten Fragen der Zeit ungeachtet seiner sonst zurückhaltenden Art gerne und ausgiebig führte. Hier wurden neben seinem Interesse vor allem sein großes Wissen und seine Klugheit deutlich. Stephan Liptow war in vielen Bereichen äußerst belesen.

Dass Bildung für ihn ein hohes Gut war, machte sich auch in seiner Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern bemerkbar. Sein Unterricht war oft auf eine beinahe dingliche Auseinandersetzung mit Unterrichtsgegenständen ausgerichtet. So ist es nicht zuletzt Herrn Liptows Anstrengungen zu verdanken, dass die Wände in den Fachräumen der Biologie und Geschichte durch seine Klassen und Kurse immer wieder besondere Gestaltung erfuhren. Nicht zu vergessen sind an dieser Stelle die detaillierten Zellmodelle, die jahrelang im Fach Biologie als Anschauungsmaterial genutzt werden konnten. Und auch das Wandgemälde „Fredelia – die Durchschnittfrau“ neben dem Fachraum „Pädagogik“ im zweiten Obergeschoss des Neubaus entstammt dem Ideenreichtum seiner unterrichtlichen Arbeit.

Durch sein Vertrauen in die Kreativität der Schülerinnen und Schüler sowie seine manchmal unorthodoxen Unterrichtsmethoden verkörperte Stephan Liptow in besonderer Weise das ursprünglich salesianische „Prinzip der Assistenz“, das für das pädagogische Selbstverständnis am AK zentral ist: die Begleitung junger Menschen in die Selbstständigkeit. Herr Liptow mutete seinen Schützlingen im wahrsten Sinne des Wortes Dinge zu und ermutigte sie auf diese Weise immer auch, „gegen den Strich“ zu denken.

Die Freude am Lernen und Lehren charakterisierte Stephan Liptows schulisches Wirken. Neben der Gestaltung von Inhalten, denen er sich beispielsweise früh durch die Mitarbeit in Arbeitsgruppen schulinterner Curricula widmete, begriff er seine Lehrerverantwortung in der Ausprägung gesellschaftlicher Handlungsfähigkeit. Prägend für die Schulgemeinde des Antoniuskollegs ist sicherlich die Etablierung des Gedenktages zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar. Schon früh widmete sich Stephan Liptow dem Gedenken an den Holocaust durch verschiedene Aktionen mit Schülerinnen und Schülern.

Mit viel Enthusiasmus ermöglichte er Klassen und Kursen zudem Erfahrungen im Rahmen außerunterrichtlicher Exkursionen und Fahrten, beispielsweise nach Berlin oder zur Erkundung des als „Limes“ bekannten Grenzwalls des Römischen Reichs. Auch andere Bildungs- und Städtereisen waren maßgeblich durch sein Engagement geprägt – der alte „Ford-Bus“ der Schule diente als verlässliches Transportmittel. Die Arbeitsgemeinschaft „Mikrofotografie“ trug genauso seine Handschrift wie die ehemalige Schülerzeitung "Blub". Trotz gesundheitlicher Probleme sah er sich immer in der Verantwortung für seine Schülerinnen und Schüler, denen seine ganze Energie galt.

Im Kollegium und in der Mitarbeiterschaft der Schule war Stephan Liptow aufgrund seiner äußerst zurückhaltenden, aber immer freundlichen Art sehr geschätzt. Gerade im persönlichen Gespräch zeigten sich sein ausgeprägtes persönliches Interesse am Gegenüber sowie sein feiner Sinn für Humor. Nicht selten wurden ausführliche Gespräche durch persönliche Notizen und Gedanken im Anschluss weitergeführt und vertieft.

Stephan Liptow hinterlässt in der Schulgemeinschaft des Antoniuskollegs ganz eigene Spuren und Erinnerungen. Seiner Familie gelten von ganzem Herzen unsere Gedanken und Gebete und unser besonderes Mitgefühl. Sein ruhiges Wesen und sein liebenswertes „Huhu“ werden wir sehr vermissen.

In der Kapelle der Schule liegt ab sofort ein Kondolenzbuch aus, in dem Gedanken und Wünsche für Stephan Liptow hinterlassen werden können. Aufgrund der momentanen Situation rund um die Corona-Pandemie kann die Beisetzung leider nur im engsten Kreis stattfinden.