Zeitzeugenbesuch am Antoniuskolleg

Am vergangenen Montag, den 10. Juni 2024, begrüßte Schulleiterin Heidrun Hensen alle anwesenden Schüler*innen der 10. Klassen zu Beginn einer bewegenden Veranstaltung, bei der zwei Zeitzeugen sehr persönliche Einblicke in ihre Erfahrungen während der DDR-Zeit gaben. Die Schüler*innen versammelten sich in zwei Gruppen, eine in der Kapelle und eine in der Aula, um den Erzählungen der Zeitzeugen zu lauschen.

Referendarin Frau Blönigen hatte den Besuch stellvertretend für die Fachschaft Geschichte organsiert und dafür gesorgt, dass dieser bereichernde und lehrreiche Tag für die Schüler*innen zustande kam.

Dr. Frank Hoffmann, Geschäftsführer des Instituts für Deutschlandforschung an der Ruhr-Universität Bochum, führte durch das Programm und betreute die Zeitzeugen während ihres Besuches. Die Schüler*innen hatten Gelegenheit, rund 60 Minuten lang den Erzählungen zu lauschen und im Anschluss Fragen zu stellen und sich aktiv auszutauschen, was von vielen Schüler*innen rege genutzt wurde.

Christoph Becke aus Ruppichteroth erzählte von seinem Leben in der DDR, seinem Studium und seinem frühen Engagement gegen die Regierung. Seine Weigerung, der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) beizutreten, führte dazu, dass er wegen „Republikflucht“ inhaftiert wurde. Letztendlich wurde er von der BRD freigekauft, was zu einem bewegenden Neuanfang im Westen führte.

Andreas Herzog (Jahrgang 1958) aus Düsseldorf schilderte seine ruhige Kindheit in Dresden, die abrupt endete, als er dem Wachregiment des Ministeriums für Staatssicherheit beitrat, um seine Chancen auf ein Studium zu erhöhen. Seine desillusionierenden Erfahrungen in dieser Einheit und sein gescheiterter Fluchtversuch führten zu einer sechsjährigen Haftstrafe im „Stasigefängnis“ Bautzen II, bevor er endlich die Freiheit erlangte. Sehr anschaulich berichtete er auch davon, wie zeitweise dreizehn Stasimitarbeiter für seine Überwachung abgestellt waren oder wie er im „Tal der Ahnungslosen“ (Bereich Sachsens ohne Westfernsehempfang) aufwuchs. Die Tatsache, dass die marode DDR Bürger*innen für bis zu 90.000 Mark an die BRD verkaufte, um an Devisen zu gelangen, sorgte ebenfalls für Kopfschütteln bei der Zuhörerschaft.

Die Schüler*innen des Antoniuskollegs zeigten sich tief berührt von den Ereignissen, die die Zeitzeugen schilderten, und nutzten die einzigartige Gelegenheit, um mehr über die Geschichte der DDR zu erfahren und die persönlichen Geschichten dieser mutigen Menschen, die sie durchlebten, zu verstehen. Das Unrecht und die Unfreiheit der DDR konnten dadurch verständlicher und greifbarer vermittelt werden, als es das Schulbuch vermitteln kann.

Der Besuch der Zeitzeugen wird sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben und dazu beitragen, das Wissen über die Vergangenheit zu vertiefen, zu bewahren und für das eigene Handeln zu nutzen.